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Warum jetzt Schluss mit dem Verbrenner: Fahrplan, Infrastruktur und soziale Fairness für die Verkehrswende

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Die Klimaziele sind nur erreichbar, wenn der Verkehr seinen Beitrag leistet. Der Straßenverkehr verursacht in Deutschland rund ein Fünftel der Treibhausgasemissionen, und seit Jahren stagniert die Minderung. Gleichzeitig verschärfen fossile Antriebe die Luftverschmutzung, kosten Milliarden an Importen und halten uns in geopolitischen Abhängigkeiten. Der Plan der Grünen setzt hier an: klare Ausstiegsfahrpläne, verlässliche Alternativen und sozial gerechte Begleitung. Ziel ist eine Mobilität, die alle mitnimmt – in der Stadt und auf dem Land –, die bezahlbar ist und den Alltag spürbar erleichtert.

Der Fahrplan: Vom Ausstiegsdatum zur Alltagspraxis

Ein Ausstieg aus dem Verbrenner gelingt nur mit Planbarkeit. Der Grünen-Ansatz umfasst:

  • klare Stichtage für Neuzulassungen fossiler Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, abgestimmt auf EU-Regelungen, flankiert von ambitionierten CO2-Flottengrenzwerten,
  • verbindliche Zwischenziele im Bestand: schnell wachsende Anteile emissionsfreier Fahrzeuge, Ausbau von E-Fuhrparks in Behörden, Kommunen und Unternehmen,
  • Technologiepfade für Speditionen und Busbetreiber (Batterie- und Oberleitungs-Lkw, perspektivisch Wasserstoff dort, wo es Sinn ergibt),
  • faire Übergangsfristen und Unterstützung für Handwerk, Mittelstand und Pendlerinnen und Pendler.

So wird Planbarkeit hergestellt: Hersteller und Zulieferer investieren, Kommunen und Netzbetreiber bauen vor, Bürgerinnen und Bürger können Kauf- und Mobilitätsentscheidungen verlässlich treffen.

E-Mobilität im Alltag: Dichte Ladeinfrastruktur, einfacher Strom

E-Autos sind die tragende Säule der Antriebswende im Pkw-Bereich. Damit sie für alle funktionieren, braucht es ein verlässliches Ökosystem:

  • flächendeckende Ladeinfrastruktur mit Priorität für Alltagstauglichkeit: langsames Laden (AC) an Wohnorten und im Quartier, schnelles Laden (DC) an Korridoren, Hubs und Knoten,
  • einfache Bezahlung und transparente Preise: Kartenzahlung, Roaming, einheitliche Ad-hoc-Tarife ohne Tarifdschungel,
  • Netzintegration und erneuerbare Energien: netzdienliches Laden, Photovoltaik auf Dächern und Parkplätzen, Lastmanagement in Quartieren und Betrieben,
  • Recht auf Laden in Miet- und Wohnungseigentumsobjekten, standardisierte Wallbox-Lösungen und pragmatische Genehmigungen für Laternen- und Bordsteinlader.

Best-Practice zeigt, dass es funktioniert: Städte wie Freiburg und München erweitern Quartiersladesäulen, ländliche Regionen setzen auf Ladehubs an Gemeindezentren und Supermärkten. Die Folge: alltagstaugliche Reichweiten, geringere Betriebskosten und leiserer Verkehr.

Schiene und ÖPNV: Deutschlandtakt, Reaktivierungen, Verlässlichkeit

Die Verkehrswende braucht ein starkes Rückgrat aus Bahn und ÖPNV. Der Grünen-Plan beschleunigt den Ausbau:

  • Deutschlandtakt: bundeseinheitliche Knotenfahrpläne im Stundentakt, schnelle Umstiege, priorisierte Engpassbeseitigung (Knoten, Brücken, Signale),
  • Reaktivierung von Bahnstrecken und Haltepunkten, wo die Potenziale hoch sind – etwa nach dem Vorbild der Schönbuchbahn in Baden-Württemberg, die mit Modernisierung und dichteren Takten stark an Fahrgästen gewonnen hat,
  • mehr und längere Züge, Barrierefreiheit, digitalisierte Stellwerke, pünktlichere Abläufe im Netz,
  • starke S-Bahn- und Regionalnetze sowie Expressbusse, die Lücken schließen,
  • kommunaler ÖPNV mit dichteren Takten, verlässlichen Anschlüssen, E- und Wasserstoffbussen – Osnabrück und andere Städte zeigen, wie zügig Elektrifizierung möglich ist.

Wo Schiene fährt, steigen Menschen um. Kombiniert mit multimodalen Knoten (Bike+Ride, Carsharing, On-Demand-Shuttles) entsteht ein System, das im Alltag gewinnt – nicht nur in Metropolen, sondern auch in Mittel- und Kleinstädten.

Sicher zu Fuß und per Rad, saubere Stadt- und Güterlogistik

Ein gutes Verkehrsnetz beginnt vor der Haustür:

  • durchgängige, sichere Radnetze mit breiten, baulich getrennten Radwegen, Vorfahrt an Knoten und Abstellanlagen am Ziel,
  • fußgängerfreundliche Ortskerne mit sicheren Querungen, mehr Aufenthaltsqualität und Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit dort, wo es sinnvoll ist,
  • Logistik mit Mikrodepots, E-Transportern und Lastenrädern für die letzte Meile; vermehrte Nachtlogistik und Bündelung reduziert Stau und Emissionen,
  • sauberer Schwerverkehr auf den Magistralen durch E-Lkw, Oberleitungs-Pilotkorridore und H2 dort, wo batterieelektrisch nicht praktikabel ist.

Beispiele aus Kommunen belegen die Wirkung: Freiburg, Münster und Karlsruhe haben mit sicheren Netzen und Straßenbahn-/Stadtbahnausbau signifikante Verlagerungen erreicht. In Berlin, Hamburg und Hannover beschleunigen Mikro-Depots und Cargobikes die emissionsfreie Zustellung in engen Quartieren.

Sozial gerecht: Tickets, Teilhabe und Angebote im ländlichen Raum

Mobilität ist Daseinsvorsorge. Damit die Wende gerecht gelingt, setzen die Grünen auf soziale Ausgleichsmechanismen:

  • Sozial- und Klimatickets: bundesweit einfache, bezahlbare Tarife mit Ermäßigungen für Menschen mit geringem Einkommen; integrierte Job- und Semestertickets,
  • Carsharing in die Fläche: Stellplätze im öffentlichen Raum, Mitnahme in Verkehrsverbünde, Mobilitätsstationen an Bahnhöfen,
  • Rufbusse und On-Demand-Shuttles, die dünne Liniennetze verdichten – etwa nach dem Vorbild von ioki-Angeboten, die abends und am Wochenende Lücken schließen,
  • Förderung von Lastenrädern für Familien, Handwerk und Lieferdienste; einfache Zuschüsse, insbesondere in Quartieren mit wenig Stellplatz,
  • Mobilitätsbudgets statt Dienstwagenzwang: Arbeitgeber unterstützen freie, klimafreundliche Wahl der Verkehrsmittel.

Gerade ländliche Räume profitieren: verlässliche Takte, sichere Radverbindungen zu Bahnhöfen, Mitnahmeregelungen und flexible Rufbusse schaffen echte Alternativen zum Zweitwagen – und sparen Haushalten jeden Monat spürbar Geld.

Klimaschädliche Subventionen reformieren: Fair und wirksam

Ein fairer Markt bevorzugt nicht das Fossile. Der Grünen-Plan setzt auf konsequente, sozial austarierte Reformen:

  • Dienstwagenprivileg und pauschale Entfernungspauschale neu ausrichten: Vorteile an Emissionen koppeln, Klimaboni für ÖPNV, Fahrrad und geteilte Mobilität stärken, Mitnahmeeffekte reduzieren,
  • Dieselsteuer- und Kerosinprivilegien abbauen und die Einnahmen in Infrastruktur, Sozialtickets und Innovationen umlenken,
  • Kfz-Steuer und Lkw-Maut konsequent an CO2 und Gewicht ausrichten – mit Übergangsregelungen für Handwerk und kommunale Dienste,
  • Förderprogramme auf Zukunftstechnologien fokussieren: E-Busse, E-Lkw, Ladeinfrastruktur, Bahnausbau und Digitalisierung.

Die Leitplanke: Wer effizient und klimafreundlich unterwegs ist, fährt günstiger. So entsteht Lenkungswirkung ohne soziale Schieflage.

Mythencheck: E-Fuels, Batterien, Strommix

  • E-Fuels im Pkw: synthetische Kraftstoffe sind kostbar und energieintensiv. Sie werden dort gebraucht, wo es wenige Alternativen gibt – Luft- und Schifffahrt, Teile der Industrie. Für Pkw sind Batterieantriebe deutlich effizienter: Strom direkt in den Akku statt Umwege über Elektrolyse und Synthese.
  • Batterien und Rohstoffe: Moderne Batterien kommen zunehmend ohne Kobalt aus (z. B. LFP-Chemien). Recyclingkapazitäten wachsen, wertvolle Metalle werden zurückgewonnen. Arbeits- und Umweltstandards entlang der Lieferketten müssen verbindlich sein – genau dafür setzen sich strenge Beschaffungsregeln und internationale Abkommen ein.
  • Strommix: Schon heute stammt mehr als die Hälfte des deutschen Stroms aus Erneuerbaren – Tendenz steigend. E-Autos werden jedes Jahr sauberer, weil der Strommix sauberer wird. Mit PV auf dem Dach oder Grünstromtarif sinken die Emissionen weiter.
  • Netze und Spitzenlast: Intelligentes, zeitversetztes Laden und Tarife mit Anreizen verteilen Lasten. Die meisten Ladevorgänge sind planbar und erfolgen langsam; Netzausbau und -steuerung folgen dem Bedarf.

Kurz: Die Technologie ist da, praxistauglich und wird stetig besser – die Politik muss die Rahmenbedingungen setzen.

Was es bringt: CO2- und Kostenwirkungen für Sie und die Volkswirtschaft

  • CO2-Wirkung: Emissionsfreie Pkw senken die Emissionen über den Lebenszyklus deutlich – im Betrieb nahezu auf Null, abhängig vom Strommix. Schiene und ÖPNV verursachen pro Personenkilometer deutlich weniger Emissionen als der Pkw, Rad- und Fußverkehr sind praktisch emissionsfrei. Saubere Logistik und Verlagerung auf die Schiene reduzieren zusätzlich.
  • Kosten für Haushalte: E-Autos haben niedrigere Energie- und Wartungskosten. In Kombination mit ÖPNV, Carsharing und Fahrrad lassen sich Fixkosten drastisch senken – der Verzicht auf den Zweitwagen spart oft mehrere Tausend Euro pro Jahr. Sozial- und Klimatickets glätten Mobilitätsausgaben und machen Kosten planbar.
  • Volkswirtschaft: Weniger fossile Importe, geringere Gesundheits- und Umweltkosten, mehr Wertschöpfung in heimischen Zukunftsbranchen (Batterien, Software, Bahninfrastruktur). Investitionen in Schiene und Netze schaffen Jobs und erhöhen die Resilienz.

Das Entscheidende: Die Maßnahmen zahlen aufeinander ein. Je besser ÖPNV und Radwege, desto kleiner der Fahrzeugbedarf. Je klarer die Preissignale, desto schneller investieren Unternehmen und Haushalte in Effizienz.

Mitmachen: So bringen Sie die Verkehrswende vor Ort voran

  • Im Alltag umsteigen: ÖPNV testen, Arbeitswege kombinieren (Rad + Bahn), Carsharing ausprobieren, Lastenrad leihen. Arbeitgeber nach Mobilitätsbudget, Jobticket und Fahrradabstellanlagen fragen.
  • Laden ermöglichen: In der Hausgemeinschaft Wallbox oder Laternenlader anstoßen, Vermietende ansprechen, Förderprogramme nutzen. Beim Energieversorger netzdienliche Tarife erfragen.
  • Lokalpolitik bewegen: Anwohnerversammlungen, Ausschüsse und Sprechstunden nutzen; sichere Querungen, Radachsen, Rufbusse und Mobilitätsstationen einfordern. Reaktivierungen und Haltepunkte unterstützen.
  • Desinformation entlarven: Quellen prüfen, wissenschaftliche Studien heranziehen, Interessenkonflikte offenlegen (z. B. bei Thinktanks mit fossiler Finanzierung). Fakten freundlich, aber konsequent teilen.
  • Projekte unterstützen: Bürgerinitiativen für Bahn und Rad, Testfelder für E-Logistik, Schulwegeprojekte, Tempo-30-Zonen. Gute Beispiele sichtbar machen – vom autofreien Quartier bis zur On-Demand-Linie.
  • Politisch mithelfen: Ihre Abgeordneten für den Grünen-Plan gewinnen, Stellungnahmen schreiben, an Konsultationen teilnehmen und bei Wahlen konsequent Klimapolitik priorisieren.

Die Botschaft ist einfach: Fossilfreie Mobilität ist fair, bezahlbar und machbar – wenn wir sie gemeinsam anpacken. Klare Ausstiegsfahrpläne, starke Alternativen und soziale Gerechtigkeit sorgen dafür, dass niemand auf der Strecke bleibt. Jetzt ist die Zeit, vor Ort den Unterschied zu machen.

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